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Im Winter sind die weitläufigen Flächen des Kushiro-Nationalparks auf der japanischen Nordinsel Hokkaido mit Schnee überzogen. In den kahlen Bäumen sitzen Krähen. Aus der Ferne sind trompetende Rufe zu vernehmen, die zuerst noch sehr leise sind. Schnell kommen sie immer näher und auf dem Kranich-Beobachtungsplatz des Nationalparks laden die ersten Mandschurenkraniche. Es sind elegante Vögel, die ein schwarz-weißes Gefieder und mächtige Flügel besitzen. Sie sind insbesondere für ihre Leidenschaft zum Tanzen bekannt.
Im Land der aufgehenden Sonne wird für den Mandschurenkranich auch das Wort „tancho“ verwendet. In der japanischen Kultur ist das graziöse Tier ein Vogel des Glücks. Er ist zum Nationalvogel des Landes erklärt worden, dem viel Verehrung entgegengebracht wird. Der Kranich ist ein Symbol für eheliche Treue und ein langes Leben. Nicht selten ist er auf dem Hochzeitskimono abgebildet. Als Zeichen des Glücks sind tanzende Kraniche auf dem 1000-Yen-Schein gedruckt. Nach Schätzungen von lokalen Biologen haben nur etwa 2400 dieser edlen Segler die Verfolgung und Vernichtung ihrer Brutgebiete überlebt. Die Art ist immer noch stark vom Aussterben bedroht. In der Mitte des 20. Jahrhunderts war der Mandschurenkranich auf Hokkaido fast aus der regionalen Fauna verschwunden. Die Rettung ihres Bestandes ist jedoch so legendär wie der Vogel selbst. Der Winter des Jahres 1952 auf Hokkaido war durch sehr kalte Temperaturen geprägt. Die Bäche froren zu und versperrten den Kranichen so den Weg zu ihrer Nahrung. Eine kleine Schar der filigranen Tiere drohte zu verhungern. Bauern und Schulkinder waren von dem Schicksal der geliebten Glücksbringer so gerührt, dass sie begannen, die Kraniche mit Getreide zu füttern. Diese Maßnahme stellte ihr Überleben sicher und ist inzwischen zur Tradition in dem Kushiro-Nationalpark geworden. Inzwischen ist die Population von 30 Exemplaren auf 900 Mandschurenkraniche angewachsen. Sie machen damit etwa ein Drittel der weltweiten Population aus.
Die Mandschurenkraniche sind, wie die meisten Vögel ihrer Art, für ihre Leidenschaft zum Tanzen bekannt. Sie stehen in einer Gruppe auf den schneebedeckten Flächen des Kushiro-Nationalparks dicht beisammen. Scheinbar ohne Grund öffnet einer der Tiere seine großen Flügel und springt in die Luft. Der Tanz der Kraniche ist eröffnet. Ein anderer Kranich, der sich nur einen Meter von dem tanzenden Tier entfernt befindet, verbeugt sich scheinbar mit einem vorgestreckten Hals und hüpft ebenfalls in die Höhe. Weitere Kraniche beteiligen sich an diesem faszinierenden Tanz, welcher aus Sprüngen, Verbeugungen, kurzen Läufen sowie sekundenlangen Flügen besteht. Verhaltensforscher haben bereits im Kushiro-Nationalpark Tanzvorführungen von mehr als 50 Kranichpaaren zur selben Zeit beobachtet. Der Grund für dieses spektakuläre Tanzen der Mandschurenkraniche erscheint einfach. Biologen gehen davon aus, dass diese Bewegungen der Balz dienen und den Zusammenhalt der Partner fördern. Die Mandschurenkraniche verbringen ihr Leben mit einem einzigen Partner. Doch ein Aspekt des Tanzes ist immer noch ein wissenschaftliches Rätsel. So tanzen bereits schon Jungtiere, die noch nicht geschlechtsreif sind und noch nicht am Balzritual teilnehmen. Was ihre Begeisterung für tänzerische Bewegungen ausmacht, konnte noch nicht erklärt werden. Vielleicht üben sie für eine spätere Brautwerbung.
Der elegante Nationalvogel Japans kann eine Höhe von 1,5 Metern und ein Gewicht von etwa 10 kg erreichen. Seine Flügelspannweite wird mit bis zu 2,5 Metern angegeben, wobei die Weibchen etwas kleiner sind als die männlichen Exemplare. Das Nest wird von dem Kranich inmitten von Schilf im Wasser gebaut. Das Weibchen legt dort zwei Eier ab und bebrütet diese in einem Zeitraum von 26 bis 34 Tagen. Anschließend schlüpfen kleine Küken mit einem braunen Daunenkleid aus den Eiern. Bereits kurz nach dem Schlüpfen folgen sie den älteren Kranichen. Anders als bei den meisten anderen Kranicharten werden beide Küken groß gezogen. Schnell wachsen sie zu imposanten Vögeln heran und sind bereits mit 12 Monaten flügge. Die Geschlechtsreife erfolgt jedoch erst mit dem dritten oder vierten Lebensjahr. Beim Heranwachsen legen die Mandschurenkraniche ihr einfarbiges Daunenkleid ab und bekommen ein elegantes Federkleid. Es ist überwiegend weiß. Die Schwingen, Teile des Gesichts sowie der Hals verfärben sich jedoch in einen grauschwarzen Farbton. In der Winterzeit oder während des Wanderfluges kann die Krone des Kranichs etwas dunkler werden. Der Grund dafür liegt in der geringeren Durchblutung. Die sehr langen Beine der Vögel lassen sie ohne Anstrengung durch Uferzonen und Flachwasser waten. Der Schnabel verläuft spitz nach vorne, da er sich perfekt an die Jagdtechniken des Tieres angepasst hat. Es pickt damit Fische, Reptilien, Insekten und Frösche auf. Vereinzelt ernährt der Mandschurenkranich sich auch von pflanzlicher Kost.